Fremde Heimat by Lynn Austin

Fremde Heimat by Lynn Austin

Autor:Lynn Austin [Austin, Lynn]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: ebook, Roman, E-Book
Herausgeber: Verlag der Francke-Buchhandlung GmbH
veröffentlicht: 2014-01-06T23:00:00+00:00


23

Das war nicht das, was Sacharja sich gewünscht hatte. Er wollte zwar etwas anderes tun, als den ganzen Tag nur zu lernen, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Studien völlig zum Erliegen kommen würden. Aber am Tag, nachdem Prinz Scheschbazar das Angebot der Samaritaner, beim Wiederaufbau des Tempels zu helfen, abgelehnt hatte, beschlossen die Ältesten, die Jeschiwa zu schließen. Zum einen mussten die Thora und die anderen heiligen Schriften in der Schatzkammer bleiben, weil es keine andere Möglichkeit gab, sie zu schützen, zum anderen gab es auch nicht mehr genügend Rabbiner, die den Unterricht hätten übernehmen können. Der Prinz hatte jeden gesunden Mann in Jerusalem zum Wachdienst eingezogen. Die Baumaterialien für den Tempel mussten Tag und Nacht bewacht werden. Regelmäßige Patrouillen liefen durch die Straßen der Stadt und an den Mauerlücken vorbei.

Die Ältesten teilten Sacharja und die älteren Jungen als Wachen während des Tages ein. Von seinem Posten am Schaftor auf der Nordseite des Tempelberges aus hatte er einen Blick auf die Hügel Judas in der Ferne. Sacharja saß mit einem kleinen Schofar in der Hand auf einem halb eingestürzten Wachturm. Beim ersten Anzeichen von Gefahr sollte er auf dem Instrument blasen.

Er hockte den ganzen Tag auf seinem Steinhaufen und schwitzte unter der sengenden Sonne. Zuerst fiel es ihm nicht schwer, aufmerksam und wachsam zu sein, angespornt von der Aufregung, die er früher bei seinen Erkundungsausflügen verspürt hatte. Zu der Aufregung kam noch eine unterschwellige Angst hinzu. Jeden Augenblick konnte eine Meute aus aufgebrachten Samaritanern he- raufkommen, und er war dafür verantwortlich, sein Volk rechtzeitig zu warnen. Aber weder die Aufregung noch seine heroischen Tagträume hielten lange an, als die Langeweile und die Sonnenhitze ihn mürbe machten. Am dritten Tag wünschte er, er wäre wieder im Versammlungshaus, um die vielen Geheimnisse der Thora unter einem schattigen Dach zu studieren. Als am Ende des dritten Tages seine Ablösung eintraf, übergab er den Schofar und eilte hinunter, um mit seinem Großvater zum Abendgottesdienst zu gehen. Ihre Gebete wurden jetzt mehr gebraucht denn je.

Anschließend blieben Saba und er noch, um die beunruhigenden Nachrichten zu hören, die Jerusalem von allen Seiten erreichten. „Berichte über Sachbeschädigungen, Diebstähle und Drohgebärden kommen aus allen Gegenden des Bezirks“, sagte der Prinz. „Es ist inzwischen gefährlich, irgendwo alleine hinzugehen. An manchen Orten gehen die Lebensmittel aus, nachdem die Dörfer ihre Märkte für die Juden geschlossen haben.“

„Wir sind gezwungen, unsere Arbeit am Tempel zu unterbrechen, kaum dass wir damit angefangen haben“, sagte der Hohepriester.

„Unterbrechen? Warum?“, fragte Saba.

„Alle unsere Zulieferwege sind abgeriegelt, unsere Karawanen werden angegriffen und unsere Baumaterialien gestohlen, bevor sie uns erreichen. Ohne Material können wir nicht weiterbauen.“

„Und ohne Arbeiter auch nicht“, fügte einer der Leviten hinzu. „Wir haben uns auf die Arbeiter aus der Region verlassen, was die Bauarbeiten betrifft, und sie haben alle gekündigt. Wo ist eigentlich Mattania?“

Yaels Vater war noch immer nicht nach Hause gekommen, und Sabas Freund Joel weigerte sich, mit den anderen Priestern zusammen zu dienen oder mit Saba zu sprechen. Die drei Männer waren so gute Freunde gewesen und hatten gut zusammengearbeitet, und jetzt das.



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